Kia ora Land der weißen Wolke | Motorhoming in New Zealand

(For English version see below).

Drei Wochen, 4090 km und eine 4-köpfige Familie unterwegs im Wohnmobil auf engstem Raum. Die Eckdaten unserer Neuseeland-Reise, für die uns meine (Ralfs) Eltern besuchten, waren schon ausreichend spannend. Und die Flexibilität meiner Eltern in allen Ehren, aber als ausgefuchste Campingliebhaber sind sie nicht bekannt. Es galt also, Stressfaktoren zu umschiffen und den Camping-Kompass behutsam auf die Freude an den elementaren Dingen des Lebens zu norden; etwa einen vollen Magen und ein Dach über dem Kopf. Schließlich fehlte meinen Eltern das 3-monatige Australien-Camping-Trainingslager, das Danie und ich zuvor belegt hatten. Dementsprechend sorgsam hatte ich schon vorab den ersten Übernachtungsort gewählt: einen freien Parkplatz mit bester Lage direkt an der Straße und nahe gelegener öffentlicher Toilette. Diese wiederum ließ mit ihren Edelstahl-Klobrillen und dem nicht vorhandenen Licht keine Wünsche offen.

Doch die Feuertaufe wurde mehr als nur bestanden (genauso wie unser Feldversuch, 4 Wochen als Veggie-Gemeinschaft zu reisen). Und so stand ihr nichts im Weg, unserer wilden Fahrt! Nach den Kleinbussen in Australien musste hier natürlich ein größeres Gefährt her. Dementsprechend hatten wir ein richtiges Wohnmobil gemietet… und bekamen eine geräumige 3-Zimmer-Wohnung auf Rädern mit durchgehend 3 m Deckenhöhe und der Aerodynamik einer Schrankwand. Trotz kleinerer Schwächen in Form und Funktionalität liebten wir unseren Ozeantanker und empfanden ihn als schrecklich gemütlich.

Die Unendlichkeit von vier Wochen schrumpfte vor unseren Augen zu einem Wimpernschlag zusammen. Beide Inseln in dieser Zeit – das zählt für Neuseeland noch als “Kurzurlaub”. Die unfassbare Dichte an Sehenswürdigkeiten und Naturschauspielen machte es zu unserer schwierigsten Aufgabe, unsere Route zu planen. Wenn wir nicht wandernd oder auf vier Rädern die Natur entdeckten, paddelten wir mit Robben durch kristallklares Wasser, schwammen mit wilden Delfinen, radelten angetrunken durch die Weinberge oder lagen im heißen Thermalwasser am Strand. Zur Wahrheit eines Roadtrips durch Neuseeland zur Hochsaison gehört allerdings auch, dass man auf den Straßen mehr Camper als PKWs sieht. Wer das romantische Bild von einsamer Natur erleben will, bezahlt dafür mit größerem Aufwand oder weniger “Komfort”. Unsere Erlebnisse litten jedoch nicht unter der oft zahlreichen Begleitung. Im Gegenteil, es hat unsere Achtung vor der Arbeit des zuständigen “Department of Conservation” noch vergrößert. Dieses arbeitet fleißig an dem Spagat, wunderbare Wanderungen in allen erdenklichen Schwierigkeitsstufen zu ermöglichen und trotzdem die Natur ausreichend zu schützen.

Neben diesem Überfluss an Natur hat Neuseeland natürlich eine reiche Geschichte und Kultur, auch wenn als Europäer von Kulturschock (der Britischen Krone sei Dank) keine Rede sein kann. Leider verbaute uns ein notwendiger Batteriewechsel gleich am zweiten Tag die Gelegenheit, in einer der wichtigsten historischen Stätten, den Waitangi Treaty Grounds, des Landes mehr über die Geschichte der Maoris zu erfahren. Allerdings vermittelten unsere Erfahrungen aus dem Alltag das Gefühl, dass sich die vermeintlich reifere Integrationspolitik Neuseelands im Vergleich zu Australien tatsächlich im öffentlichen Leben niederschlägt. Die Gesellschaft wirkte auf uns deutlich geeinter. Alltagserfahrungen aus dem “wahren” Leben in Neuseeland haben wir aus erster Hand von Jana und Sebastian (danke Peachy für’s Vermitteln), zwei waschechten Thüringern, erfahren. Zwei Stunden hingen wir – bei traditionellem Pavlova-Kuchen – an ihrem Lippen und ließen uns alles mögliche aus ihrem Leben am anderen Ende der Welt erzählen, von Sebastians Arbeit an den Visual Effects für “Der Herr der Ringe” bis zur gängigen Jagdpraxis des Landes. Unsere leichteste Übung, um die Kultur des Landes aufzusaugen, oder besser “aufzuschlürfen”, bestand allerdings darin, empirische Studien zum Kaffeegenuss zu betreiben. Nach einer nicht zu vernachlässigenden Anzahl von Cappuccinos, Flat Whites, Ginger Bars und Scones können wir dem Land mit Gewissheit eine innige und stilvolle Liebe zum Kaffee attestieren. Als Abschiedsgetränk gabs dann am Flughafen noch einen letzten gemeinsamen “Almond Flat White”.

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Bewegte Bilder aus Neuseeland. | Moving images tell more than words.

Wofür wir Neuseeland im Gedächtnis behalten werden:

  • Das Wechselbad zwischen den selbstgebuddelten heißen Pools, gefüllt mit Thermalwasser aus unterirdischen Strömen, und dem frischen Pazifik am Hot Beach auf der Coromandel-Halbinsel.
  • Peter Jacksons Liebe zum Detail auf der in herrliche Landschaft eingebetteten Hobbingen-Filmkulisse von “Der Herr der Ringe” – oder wer 3D-druckt schon einen ganzen Baum weil die dutzenden echten Bäume nicht gut genug zur Szene passen?
  • Die obszön weibliche Erscheinung des Schicksalsberges auf der Tongariro Wanderung, die sich trotz der tausenden mitwandernden Herr-der-Ringe-Fans absolut lohnt!
  • Die neuseeländische Café-Kultur, in der Kuchen ausschließlich mit einem Messer serviert wird – wenn das mal keine Aufforderung zum Teilen ist.
  • Die erbarmungslose Sonne, die über alles andere als Lichtschutzfaktor 50+ nur müde lächelt (Ozonloch und sauberer Luft sei Dank).
  • Beschwipst von etlichen Gläsern Sauvignon Blanc mit dem Tandemrad von einem gemütlichen Weingut zum nächsten durch Marlboroughs Weinebenen radeln.
  • Herausfordernde aber genau deshalb kaum besuchte Wanderungen, z.B. den Skyline Track am Lake Wanaka und den steilen Aufstieg zum Avalanche Peak im Arthur’s Pass Nationalpark.
  • Der Anblick des höchsten Berges Neuseelands, Mount Cook, über dem überirdisch türkis gefärbten Lake Pukaki!
  • Von wilden (!) und verspielten Mini-Delfinen in der Bucht von Akaroa begleitet zu werden – anfassen natürlich verboten!
  • Preisunterschiede von bis zu 50 Cent zwischen Tankstellen im gleichen Ort (die man dank der Gaspy-App stets zu seinen Gunsten nutzen kann!)
  • Die zum Teil singenden, öffentlichen Toiletten – unsere ständigen und ungewohnt sauberen Begleiter (wieso funktioniert das in Deutschland eigentlich nicht so).
  • Und Danies größte Erkenntnis aus Neuseeland: “Europa kann das fast alles auch – Neuseeland eben einfach auf engerem Raum”.

Three weeks, 4090 km and a family of 4 on the road in a motorhome with strictly confined space. The key facts of our New Zealand trip, for which my (Ralf’s) parents visited us, were already pretty exciting. And although my parents are having an impressively open and flexible mind they are not known as die-hard camping enthusiasts. Hence, at the beginning the primary goal was to avoid stress factors and make my parents appreciate the basic joys of life (like being full or having shelter). Which was easy for us given our previous three month campervan training in Australia. Accordingly, I had carefully chosen the first place to stay overnight way in advance: a free parking lot with a prime location right next to the road and nearby a public toilet. The latter in turn came with stainless steel toilet seats and no light – perfect!

But such things could not bother my parents (neither could our field trial of four weeks vegetarian diet). Hence, we were ready to go! After renting campervans in Australia we needed a bigger vehicle this time. So we chose a proper motorhome… and got a spacious 3 rooms wheeled apartment, streamlined like a wall unit. But despite minor issues in form and functionality we loved our tanker which was incredibly cozy.

The infinity of four weeks was still far away from enough time to discover this country. Exploring both islands during this time can easily be considered a “short trip”. The incredible density of sights and natural wonders made itinerary planning our most difficult task. If we did not discover nature on foot or four wheels, we paddled with seals through crystal clear water, swam with wild dolphins, cycled tipsy through the vineyards or relaxed in hot thermal water at the beach. However, frankly speaking a road trip through New Zealand during high season is not for those seeking loneliness. There are more camper vehicles than cars on the roads. And to find the romantic spot with nothing but nature, you have to pay a price which is either more effort or less “comfort”. But we didn’t feet bothered by the numerous co-hikers that joined us. On the contrary, it has increased our respect for the work of the responsible “Department of Conservation”. This department works diligently on the balancing act of providing wonderful hikes for all sorts of grades and still protecting nature sufficiently.

Besides an astonishing nature, New Zealand of course has a rich history and culture, even if a European is here far from a culture shock upon arrival (thanks to the British Crown). Unfortunately, a necessary battery change on the second day ruined the opportunity to learn more about the history of the Maoris in one of the most important historic sites of the country, the Waitangi Treaty Grounds. However, our everyday life gave us the impression that the society is more united compared to what we experienced in Australia. This, maybe, is a result of New Zealand’s supposedly more mature integration policy. From Jana and Sebastian, two Thuringian expats (thanks Peachy for connecting us), we learned how real live in New Zealand feels like. For two hours we listened to their stories – over traditional Pavlova cake – about their life on the other side of the world; about Sebastian’s work on the visual effects for “The Lord of the Rings” and the common hunting practices. However, our easiest exercise in absorbing, or rather “slurping”, the culture of this country was to conduct empirical studies on coffee consumption. After a considerable number of cappuccinos, flat whites, ginger bars and scones, we certainly attest the people an intimate and stylish love for coffee. Of course, we had a last common “Almond Flat White” at the airport as our farewell drink.

What we remember from New Zealand:

  • The alternation between our self-built thermal water hot pools and the cool Pacific Ocean at the Hot Beach on the Coromandel Peninsula.
  • Peter Jackson’s obsession for details on the Hobbiton film set of “The Lord of the Rings”, embedded in beautiful scenery – or who else would 3D-print an entire tree because the dozens of real trees don’t fit the scene well enough?
  • The obscenely feminine appearance of Mount Doom on the Tongariro hike, which is absolutely worth the effort despite the thousands of Lord of the Rings fans that hike along!
  • The New Zealand café culture, where cakes are served exclusively with a knife – for us a clear incentive to share.
  • The merciless sun, which allows nothing but sun protection with SPF 50+ (thanks to the ozone hole and the clean air).
  • Cycling on a tandem bike, tipsy after a few glasses of Sauvignon Blanc, from one cozy winery to the next through Marlborough’s wine plains.
  • Challenging but for this very reason less frequently visited hikes, e.g. the Skyline Track at Lake Wanaka and the steep ascent to Avalanche Peak in the Arthur’s Pass National Park.
  • The picturesque view of New Zealand’s highest mountain, Mount Cook, above the turquoise Lake Pukaki!
  • The company of wild (!) and playful mini dolphins in the bay of Akaroa – touching, of course, forbidden!
  • Price differences of up to 50 cents between petrol stations in the same city (which you can always use to your advantage thanks to the Gaspy app!)
  • The partly singing public toilets – our constant and unusually clean companions (why doesn’t it work like this in Germany?)
  • And Danie’s greatest insight from New Zealand: “Europe can do all this too – New Zealand just does it with less space”.