Tierisch viel Sand | Road trip from Sydney to Cairns

(For English see below)

Die Dämmerung kündet den nahenden Sonnenaufgang an, während wir mit größter Vorsicht in Richtung Strand fahren. Schließlich liegen zwei von drei Insassen noch im Bett als unser Camper seine Panorama-Parkposition eingenommen hat (offiziell waren wir zu diesem Zeitpunkt selbstverständlich alle drei angeschnallt). Und pünktlich zum Sonnenaufgang öffnet sich der Vorhang, in diesem Falle die Heckklappe, und gibt die Sicht frei auf den ersten Akt des Tages: Frühstück mit Meerblick.

So und ähnlich schön begann jeder unserer 19 Camper-Tage von Sydney nach Cairns. Wen wundert es da, dass unsere erste Campervan-Erfahrung angesichts einer unerhört attraktiven Kombination aus Natur und Freiheitsgefühl ein voller Erfolg war. Dabei waren wir unter erschwerten Bedingungen auf Reisen gegangen und hatten gemeinsam mit Manu, einer Freundin aus Jena, entschieden, das üppige Platzangebot eines Kleinbusses zu dritt zu nutzen. Immer wieder aufs Neue stellten wir erfreut fest, dass wir nicht nur die gleichen (Putz)-Ticks, sondern auch das gleiche Verständnis von Urlaub teilten. Das Überangebot an öffentlichen Picknick-Plätzen, ausgestattet mit sauberen Toiletten und überdimensionierten Herdplatten, tat sein Übriges für sorgloses Reisen.

Einmal unterwegs an der Ostküste, mussten wir regelmäßige Abstecher ins “Landesinnere” einbauen, um keinem Strandkoller zu erliegen (was unsere Gesamtfahrtstrecke auf 3900 km ausweitete). Die Anzahl und Länge traumhafter Strände ist wirklich unfassbar! Der Höhepunkt in dieser Hinsicht war Fraser Island, deren 123 km lange Ostküste ein einziger Sandstrand ist, über den unser Guide Warren den Allrad-Truck mit 80 Sachen peitschte.

Abseits der Küste verkosteten wir Wein im Hunter Valley, sorgten für Avocado-Nachschub auf lokalen Wochenmärkten und wanderten durch Regenwälder. Im Falle des Daintree-Nationalparks wurde Küste und Inland verbunden: Hier reicht der (weltälteste) Dschungel bis zum Strand, womit die Region die einzige weltweit ist, wo zwei UNESCO-Stätten direkt aneinandergrenzen (Daintree Regenwald und Great Barrier Reef). Steter Begleiter bei unseren Ausflügen war das Fernglas – Australiens Wildlife lauerte wirklich hinter jeder Ecke (Bei den unzähligen toten Kängurus am Straßenrand waren wir uns unsicher, worauf die noch lauerten). Doch für besondere Erlebnisse sorgten nicht nur Tier- und Pflanzenwelt; auch das zivilisatorische Australien wusste zu überraschen:

  • Am Morgen unserer Wanderung durch den Springbrook Nationalpark wunderten wir uns darüber, dass sich unsere Handyuhren nicht auf Sommerzeit umgestellt hatten und schoben es zunächst auf den ungenügenden Empfang. Dann sagte man uns aber, dass die Uhren nur im Bundesstaat “New South Wales” umgestellt werden, den wir tags zuvor verlassen hatten. Der Nationalpark verläuft jedoch genau an der Grenze zwischen New South Wales und Queensland, und so gab es dann tatsächlich einen Aussichtspunkt, an dem unsere Handys eine Stunde später anzeigten. Zeitreisen leicht gemacht!
  • Die Zeit läuft generell etwas anders in Australien. Das merkten wir besonders 5:30 Uhr morgens am Strand, an denen die Australier bereits fleißig am Beachen, Joggen, Surfen, Schwimmen oder Hundausführen waren; oder am Nachmittag, wenn wir uns nach einem anstrengenden Touri-Programm mit einem Tässchen Kuchen belohnen wollten, aber alle Cafés schon geschlossen hatten. Der normale Café-Betrieb findet in einer australischen Stadt bis 15 Uhr, in einer Großstadt schon auch mal bis 16 Uhr statt.
  • Jede größere Stadt, Brisbane in vorderster Front, faszinierte uns mit einer öffentlichen, kostenlos zugänglichen Badelandschaft, die meist mehrere Becken, Wasserspiele, Strand und Liegeflächen umfasste. Die Menschenmengen an diesen Anlagen sprachen dafür, dass wir nicht die einzigen Fans waren. Ist das vielleicht ein Grund, weshalb australische Städte zu den lebenswertesten der Welt zählen?

Was uns herausragend gut gefallen hat:

  • Das Reisen im Camper! Wir hatten sie richtig ins Herz geschlossen, unsere Jucy Lucy, so dass der Abschied nur gelang, weil wir uns schon auf den nächsten Bus freuen konnten.
  • Ein Abstecher in gemütliche Städtchen wie Bangalow oder Yungaburra. Trendige Läden reihen sich an hippe Cafés und Geschäfte, die allerhand witzige Sachen verkaufen, die niemand braucht; genau das richtige zum Bummeln.
  • Die Landzunge “look at me now” nördlich von Coffs Harbour. Viel der Begeisterung für diesen Ort kann wohl mit unserer ersten Känguru-Begegnung erklärt werden. Der Rest durch die wunderschöne Sicht über Küste, Wasser und Strände.
  • Eine 2-Tages-Tour auf Fraser Island, UNESCO Weltkulturerbe, bevorzugt mit Guide Warren! Warrens Begeisterung für die ohnehin schon phantastische Natur und seine Allrad-Fahrkünste auf den tief zerfurchten Wegen über die größte Sandinsel der Welt haben noch jeden entzückt. Sein Motto: “Cover the earth before the earth covers you!”
  • Die Kilometer-langen Strände von New South Wales. Wir haben natürlich etliche Surfer-Hotspots passiert, aber eigentlich ist der gesamte Küstenstreifen ein reines Paradies für Surfer. 
  • Die Region rund um Cairns, und damit ist nicht nur der weltberühmte Daintree Regenwald gemeint. Ebenso haben wir die hochgelegenen und dadurch deutlich kühleren Tablelands mit ihren Krater- und Stauseen, den phänomenalen Aussichten und vor allem dem chamanten Städchen Kuranda an den Barron Falls ins Herz geschlossen.
  • Die Farbenpracht der Unterwasserwelt im Great Barrier Reef. Wir ließen uns nicht von den vielen enttäuschten Berichten anderer Reisender abschrecken und hatten mit der Wahl unserer Tour Glück: Die Farben und Formationen der Korallen und auch die Sichtweite ermöglichten uns ein außerordentlichen Taucherlebnis (von Korallenbleiche noch keine Spur). Übrigens war das unser erster ungeführter Tauchgang (bibber). Denn wo andernorts zu jedem Tauchtrip auch ein Dive Master gehört, muss man sich diesen in Australien erst noch buchen.

Bewegte Bilder aus unseren 3 Monaten in Australien gibt es in diesem Artikel.

The twilight announces the approaching sunrise, while we drive with great caution towards the beach. Two out of three passengers are still in bed when our camper has taken his panoramic parking position (officially we were all three buckled up at this time, of course). And just in time for sunrise the front curtain opens, in this case the tailgate, and delivers the view for the first act of the day: breakfast with sea view.

This is how we began almost each of our 19 camper days on the way from Sydney to Cairns. It’s no wonder that our first campervan experience was a resounding success in the face of an incredibly attractive combination of nature and freedom. This could not be taken for granted, given that we had decided together with Manu, a friend from Jena, to share the “ample” space of a small bus. Again and again we were pleased to discover that we shared not only the same (cleaning) ticks, but also the same understanding of travelling. The surplus of public picnic places, equipped with clean toilets and oversized hotplates did the rest for carefree travelling.

Once on the way at the east coast, we had to include regular side trips into the “interior”, in order to not succumb to a beach frenzy (this extended our total driving distance to 3900 km). The number and length of fantastic beaches between Sydney and Hervey Bay is really unbelievable! The highlight in this respect was Fraser Island, whose 123 km long east coast is a single sandy beach, over which our guide Warren whipped the 4-wheel-drive truck with 80 kmph.

Off the coast we tasted wine in the Hunter Valley, refilled our avocado supplies at local markets and hiked through the splendid rainforests. In the case of Daintree National Park, the inland was even connected to the coast: Here the (world’s oldest) jungle reaches to the beach, making the region the only one in the world where two UNESCO sites border on each other (The Daintree Rainforest and The Great Barrier Reef). The binoculars were a constant companion on our excursions – Australia’s wildlife lurked around every corner. With the countless dead kangaroos at the roadside we were unsure what they were still lurking for. But it wasn’t just the flora and fauna that made for special experiences; man-made Australia also knew how to surprise:

  • In the morning of our hike through the Springbrook National Park we were staggered that the time on our mobile phones had not yet changed to daylight saving time and initially blamed an insufficient reception. Later, we were told that the clocks would only be changed in New South Wales, which we had left the day before. However, the national park runs right on the border between New South Wales and Queensland, and so there was actually a particular viewpoint where our mobile phones indicated an hour later. A few meters made the difference… time travel made easy!
  • Time generally runs a bit differently in Australia. We noticed this especially at 5:30 a.m. at the beach where numerous Aussies were already running, surfing, swimming or taking their dogs out; or when we wanted to reward us after an exhausting travel day with a piece of cake and all cafés had already closed. Cafés normally seem to operate no longer than 3 pm in Australia, in a big city sometimes maybe until 4 pm. 
  • Each bigger city, Brisbane in particular, inspired us with a public, free of charge (!) swimming landscape, which usually contained several basins, water plays and man-made sandy beach. The crowds of people at these facilities spoke for the fact that we were not the only fans. Maybe that is one reason why Australian cities belong to the most livable in the world.

Our top-notch highlights:

  • Travelling in a camper! We really adored her, our Jucy Lucy, and were only able to easily say goodbye because we could already look forward to the next campervan.
  • A side trip to cosy towns like Bangalow or Yungaburra. Trendy shops are lined up next to hip cafés and stores that sell all kinds of funny things nobody actually needs; just the right thing for browsing.
  • The headland “look at me now” north of Coffs Harbour. Much of the enthusiasm for this place can probably be explained by our first kangaroo troop encounter, the rest through the beautiful view over coast, waves and beaches.
  • A 2-day tour of Fraser Island (UNESCO world heritage), preferably with Guide Warren! Warren’s enthusiasm for the already fantastic nature and his four-wheel driving skills on the deeply rutted paths over the largest sand island in the world have delighted everyone. His motto: “Cover the earth before the earth covers you!”
  • The kilometre-long beaches of New South Wales. We have passed several surfer hotspots, but actually the whole coastline is a pure paradise for surfers.
  • The region around Cairns, and not only the world famous Daintree Rainforest. We also loved the Tablelands with their modest temperature, the crater lakes, the phenomenal views and the charming little town Kuranda at the gorgeous Barron Falls.
  • The enchanting underwater world in the Great Barrier Reef. We didn’t really know in advance what to expect in view of the much-cited coral bleaching. But we were lucky with our tour: The colors and formations of the corals as well as the amazing visibility gave us an overwhelming diving experience (and our first unguided dive ever!).

Moving images of our 3 months in Australia are in this blog post.