Mangas, Mochi & Meditation | Multifaceted Japan

(For English see below)

Wochenlang haben wir uns mental auf (die vermeintlichen Schattenseiten) Japan(s) vorbereitet – auf Gedränge in überfüllten Städten, auf Klaustrophobie in viel zu kleinen Zimmern und natürlich auf Preise, die sich gewaschen haben. Nur Letzteres hat sich tatsächlich bewahrheitet: Den obligatorischen Cappuccino gabs selten unter 5€, 10 Erdbeeren kosteten gerne mal 7 €, eine (!) Birne bis zu 5 € und für eine kurze Zugfahrt waren schon mal 150€ fällig.

Nachdem der Preishammer erstmal verkraftet ist, präsentiert sich das “Land der aufgehenden Sonne” landschaftlich, kulturell und kulinarisch als ein atemberaubend facettenreiches und gut besuchtes Freiluftmuseum. Das Spannende daran: Obwohl es in den Millionen-Metropolen Tokyo, Osaka oder Kyoto von Menschen nur so wimmelt, hat man – anders als in vielen westlichen Städten – nie das Gefühl, bedrängt, gestresst oder überfordert zu sein. Und da kommt ein beeindruckend ausgeprägter Wert der japanischen Gesellschaft ins Spiel: Respekt. Selbst in der maßlos überfüllten U-Bahn ist jeder darauf bedacht, niemanden zu stören oder gar zu berühren. Hier gibt es, soweit möglich, kein Geschubse, niemand hört laute YouTube-Videos oder führt stundenlange Geschäftsgespräche per Telefon (ok, ist eh verboten). Auch Müll sieht man erstaunlich selten; fast so selten wie Mülleimer für dessen Entsorgung. Bis dato glaubten wir an eine Korrelation zwischen Sauberkeit eines Landes und der Häufigkeit öffentlicher Mülleimer. Aber Japan tritt den Gegenbeweis an, wie als Beleg für die Disziplin der Japaner. Seit den Sarin-Anschlägen in Tokyos U-Bahn 1995 kann man seinen Müll Japan-weit fast nur noch in Supermärkten sowie auf öffentlichen Toiletten entsorgen. Letztere sind eh immer einen Besuch wert, sauber wie sie sind – bling*.

Was sind nun die Facetten, die uns an Japan begeisterten?

Die simple Ästhetik des japanischer Stils

Blendet man die grellen Reklametafeln, kitschigen Anime-Fan-Läden und verspielten Maid-Cafés in japanischen Großstädten aus, sticht vor allem eines ins Auge: Der Reinheit des japanisches Stils. Sei es die minimalistische Einrichtung traditioneller japanischer (Tee-)Häuser, die nach nichts als warmem Holz duftenden Tempelanlagen, oder der geradlinige und selbstbewusste Kleidungsstil der Japaner.

Mit 300 durchs Land

Der japanische Schnellzug, Shinkansen oder Bullet Train genannt, lässt die Herzen von Geschwindigkeits-Junkies höher schlagen. Diese Züge fahren nicht nur mal auf kurzen Streckenabschnitten ein hohes Tempo. Abseits der Bahnhöfe düsen sie mit durchschnittlich 300 km/h durch das Land. Und jetzt kommt’s: Dank eines eigenen Schnellzug-Streckennetzen haben sie eine durchschnittliche Verspätung von 18 Sekunden! Anders wäre wohl die 3-Minuten-Taktung der einfahrenden Züge an manchen Bahnhöfen kaum unfallfrei zu realisieren.

Hohe Kunst der Achtsamkeit

In den letzten Jahren hatte das Konzept von “Achtsamkeit” in der westlichen Welt Konjunktur. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass Achtsamkeits-Übungen in Japan lange Tradition haben und auch heute noch einen festen Platz in der Gesellschaft haben. Einige der zugehörigen Rituale können sehr inspirierend sein: 

  1. Die bewusste Zubereitung und stille Verkostung von Matcha-Tee in einer traditionellen Tee-Zeremonie (verkleidet mit Kimono schmeckt er gleich noch besser).
  2. Bei einer Zen-Meditation den eigenen Geist herausfordern, bestenfalls in den stillen Hallen eines buddhistischen Tempels (z.B. Shunkoin-Tempel).
  3. Sich in einem japanischen Onsen (“heiße Quelle”) erst unter hunderten Gleichgeschlechtlichen gründlichst waschen um danach in mehreren Thermalwasserpools ausgiebig zu köcheln (wir taten das in Hirayu).

Japanische Delikatessen

Japan is(s)t viel mehr als nur Sushi! Um den westlichen Gaumen auf eine Geschmacksexpedition zu schicken, muss man nicht einmal in teure Restaurants gehen. Kobe-Rind, das “beste Rind der Welt”, bekommt man als Sushi-Variante an vielen Streetfood-Ständen; so auch die sinnlichen Mochis (ein in der klassischen Variante mit süßer Rote-Bohnen-Paste gefüllter Reiskuchen). Auch Supermärkte haben ein ordentliches Angebot an frischem und aufregendem Fertigessen. Wer gern rumprobiert, greift am besten zu einer Bento-Box (japanische Lunchboxen mit einem bisschen von allem). 

Japanischer Wettstreit

Was aus der Ferne betrachtet sonderbar anmutet, wirkt inmitten des japanischen Alltags würdevoll: Sumo. Die Arenen sind restlos ausverkauft, wenn sich die unter Einheimischen verehrten Sumo-Ringer 6 mal im Jahr für die nationalen Meisterschaften in die Arena wagen (wer sich in Tokio 6 Uhr morgens anstellt, hat noch eine Chance auf eine der 400 nicht im Vorverkauf erhältlichen Tageskarten). Ähnlich viel Zulauf erhalten traditionelle Festivals, wie das Kishiwada Danjiri Matsuri, bei dem sich die verschiedenen Stadtteile Kishiwadas darin messen, ziehend und schiebend 4-Tonnen-schwere, mit aufwendigen Schnitzereien verzierte Umzugswagen schnellstmöglich um 90-Grad-Kurven zu manövrieren. 

Weitere für uns spannendsten Touri-Momente

  • Die Atombombenkuppel in Hiroshima als eines der wenigen verbleibenden Zeugnisse massiver Zerstörung japanischer Städte durch amerikanische Luftangriffe während des 2. Weltkireges. Beim Gang durch das nahegelegene Friedensmuseum treibt einem der Schrecken des Krieges ziemlich sicher die Tränen in die Augen. Zu Kräften kommt man wieder bei köstlichen Hiroshima-style Okonomiyaki im Nagataya.
  • Ein Trip zum pittoresken alpinen Kamikochi-Hochlandtal mit anschließender Besteigung des Yake-Vulkans (Vorsicht, Bären!)
  • Mit Maikos, Geishas und Kimonos durch Kyotos historische Straßen schlendern
  • Streetfood, Streetfood, Streetfood, besonders auf Osakas Kuromon- oder Kyotos Nishiki-Markt
  • Ein Orakel an einem Shinto-Schrein befragen (100 Yen) – wem die “ Zukunft” nicht gefällt, bindet das Paper lieber schnell an die dafür vorgesehenen Bäume.
  • Die Himeji-Burg, die nicht nur als das schönste Beispiel des japanischen Burgenhauses gilt, sondern außerdem den 2. Weltkrieg unbeschadet überstand (anders als viele andere, heute rekonstruierte, historische Gebäude in Japan).
  • Eine Wanderung abseits des Fuji-Massentourismus vom Tanuki-See zu den Shiraito Wasserfällen mit durchweg fabelhaftem Blick auf den Fuji-Vulkan – wenn man ihn denn zu sehen bekommt.
  • Tokios Alternativviertel, die mit ihren stylischen Cafés und Vintageshops fern vom hektischen Großstadtgefühl sind (z.B. Shimokitazawa).

Budget-Reisetipps

  • Die in vielen Städten angebotenen “Free Walking Tours” sind eine großartige und günstige Möglichkeit, einen ersten Überblick über die jeweiligen Städte zu bekommen.
  • Kaum ein Tourist kommt ohne den Japan-Rail-Pass nach Japan. Wir haben die 400 € für den 14-tägigen Pass trotz langer Zugstrecken nur knapp amortisiert. Wer nur zwischen 3,4 Städten hin und her düst, kann in der Japan-Travel-Navitime-App die Einzelfahrpreise finden und überprüfen, ob sie die Anschaffung des Passes lohnt.
  • Tokios öffentlicher Transport wird von über 5 Anbietern betrieben, die jeweils eigene Tickets verlangen. Von A nach B zu kommen, kann daher teuer werden. Wir sind gut mit den Tokyo Subway Ticket gefahren (am Flughafen und in Touriinfos aber nicht an Fahrscheinautomaten erhältlich). Dieses gilt für 24/48/72 Stunden und ermöglicht die Nutzung der Tokyo Metro sowie des anderen U-Bahn-Betreibers, Toei Subway.

For weeks we prepared ourselves mentally for (the supposedly dark sides of) Japan – for overwhelming crowds in densely populated cities, for claustrophobia in far too small rooms and, of course, for stunningly high prices. Only the latter has actually come true: A cappuccino was rarely less than 5 €, 10 strawberries cost 7 €, one (!) pear up to 5 € and for a short train ride you easily payed 150 €.

Once we accepted the prices, we perceived the “Land of the Rising Sun” as an open-air museum with an amazing diversity of nature, culture and food. And even though the big cities like Tokyo, Osaka and Kyoto are packed with people, we never felt under pressure or stressed. This is where an impressive value of Japanese society comes into play: respect. Even in the excessively crowded subway, people avoid to disturb or touch someone else. Here, as far as possible, there is no pushing, nobody listens to loud YouTube videos or conducts hours of business phone calls (ok, it’s forbidden anyway). Waste is also surprisingly rare; almost as rare as rubbish bins for its disposal. Until now, we believed in a correlation between the cleanliness of a country and the frequency of public rubbish bins. But Japan is taking up the challenge thereby proofing Japanese discipline. Since the Sarin attacks in Tokyo’s subway in 1995, Japan’s pedestrians find garbage bins almost exclusively in convenience stores and public toilets. But the latter are always worth a visit anyway… if you enjoy clean toilettes – bling*.

What are the facets of Japan that inspired us?

The simple aesthetics of the Japanese style

If you hide the bright billboards, the anime fan shops and the fussy maid cafés in Japanese cities, one thing stands out: the purity of the Japanese style. No matter if you consider the minimalist furnishings of traditional Japanese (tea) houses, the temples which scented of nothing but warm wood, or the straightforward and self-confident Japanese style of dress.

With 300 through the country

The Japanese express train, called Shinkansen or bullet train, makes the hearts of speed junkies beat faster. These trains don’t just run at high speed on short parts of their route. As soon as they leave the train station, they jet through the country at an average speed of 300 km/h. And here it comes: Thanks to their own rail network, they have an average delay of 18 seconds! But how would it be possible otherwise to operate a schedule with 3 minute intervals between arriving trains at certain stations…

High art of mindfulness

In recent years, the concept of “mindfulness” has been booming in the Western world. However, it is no secret that mindfulness exercises have a long tradition in Japan and still have a firm place in society today. Some of the associated rituals can be very inspiring:

  1. The conscious preparation and quiet tasting of Matcha tea in a traditional tea ceremony (disguised with kimono it tastes even better).
  2. Challenge your mind in a Zen meditation, at best in the quiet halls of a Buddhist temple (e.g. Shunkoin temple).
  3. Wash yourself thoroughly in a Japanese onsen (“hot spring”) together with many like-minded people of same-sex and then simmer extensively in several thermal water pools (we did this in Hirayu).

Japanese food

Japan is much more than just Sushi! And the experience of tastes beyond the normal Western style is possible without paying a fortune in expensive restaurants. Kobe beef, the “best beef in the world“, is available as a sushi variant at many street food stalls, as are the sensual mochis (a rice cake filled with sweet red bean paste in the classic version). Supermarkets also have a good range of fresh and exciting ready meals. For those who would like to try: a Bento boxes (Japanese lunch boxes with a little bit of everything) are a good choice. 

Japanese competition

Certainly strange from a abroad, Sumo fits much better in Japanese culture as dignified competition. The arenas are completely sold out when the highly revered Sumo wrestlers compete for the title 6 times a year (if you line up in Tokyo at 6 a.m., you still have a chance to win one of the 400 day tickets that are not available in advance). Similarly, traditional festivals such as the Kishiwada Danjiri Matsuri receive enormous popularity. At this festival the various districts of Kishiwada compete in pulling and pushing 4 tons heavy wagons decorated with elaborate carvings around 90-degree bends as quickly as possible.

More exciting tourist moments

  • The atomic bomb dome in Hiroshima, one of the few remaining pieces of evidence for the massive destruction of Japanese cities by American air raids during World War II. As you walk through the nearby Peace Museum, the horrors of the war will almost certainly bring tears to your eyes. You can regain your strength at delicious Hiroshima-style Okonomiyaki in Nagataya.
  • A trip to the picturesque alpine Kamikochi valley with subsequent ascent to the volcano crater of Mount Yake (beware, bears!)
  • Stroll through Kyoto’s historic districts with Maikos, Geishas and Kimonos
  • Streetfood, streetfood, streetfood, especially on Osaka’s Kuromon or Kyoto’s Nishiki market
  • Consult an oracle at a Shinto shrine (100 yen) – if you don’t like the “future”, tie the paper quickly to the designated trees.
  • The Himeji Castle, which is not only considered the most beautiful example of the Japanese castles, but also survived World War II (unlike many other historical buildings in Japan which are reconstructed today).
  • A hike from Lake Tanuki to the Shiraito waterfalls with calm hiking trails away from Fuji mass tourism and a consistently fabulous view of the Fuji volcano – if you get to see it.
  • Tokyo’s alternative districts, with their stylish cafés and vintage shops; far away from the hectic big city hustle and bustle (e.g. Shimokitazawa).

Budget Travel Tips

  • The “Free Walking Tours” offered in many cities are a great and inexpensive way to get a first overview of the respective cities.
  • Hardly any tourist comes to Japan without the Japan Rail Pass. Despite our long train routes, we could only amortize the 400 € for the 14 day pass. If you only want to go back and forth between 3 or 4 cities, we would recommend to find the individual fares in the Japan Travel Navitime app and to check whether it is worth purchasing the pass.
  • Tokyo’s public transport is operated by over 5 providers, each of which charge their own tickets. Getting from A to B can therefore be expensive and might be far from straight forward. We were happy to possess the Tokyo Subway Ticket (available at the airport and in any Tourist Information but not at ticket machines). These tickets are valid for 24/48/72 hours and allow the usage of the Tokyo Metro as well as the other subway operator, Toei Subway.