6448 km allein auf der Welt | Road trip in Western Australia

(For English see below)

Es ist so ein bisschen wie in einer finnischen Sauna, wenn einem die knapp 100 °C heiße Luft beim Einatmen die Nasenschleimhäute verdörrt und bei der geringsten Luftbewegung die Hautoberfläche röstet – dabei wandern wir nur durch einen Canyon. Wer gut schwitzen kann, hat Glück; wer nicht – so wie Danie – halluziniert sich die bitterkalten Temperaturen der vorangegangenen Nacht herbei und schwört, nie wieder über die Mittagszeit eine 8-km-Wanderung durch einen Canyon im australischen Outback zu unternehmen (besonders nicht, wenn der Eingangsbereich mit so vielen Lebensgefahr-Hinweisen beschildert ist). Die Temperatur-Empfindungen in Western Australia sind so überraschend und abwechslungsreich wie die Natur. Am Rande des Canyons im Kalbarri Nationalpark hatte uns der starke Wind noch in Jacke und Halstuch gezwungen. Kaum waren wir allerdings in den Canyon abgestiegen, wünschten wir uns sich nichts weiter am Körper als ein alles umschließendes Fliegennetz. Am Parkplatz hatten wir uns noch gefragt, weshalb die Einheimischen die albernen Netze um ihre Köpfe tragen… bis uns die Fliegen in Massen in Ohren, Nasen und Münder krauchten. Aber man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles.

Vor allem gewöhnt man sich an wenig Menschen. Auf unserem 6448 km langen Roadtrip durch Western Australia haben wir – besonders nördlich der Hauptstadt Perth – auf den endlos geraden Straßen selten ein anderes Fahrzeug gesehen. Und die in Touristenbroschüren angepriesenen Ortschaften entlang der Strecke wirkten teilweise als wurden sie kürzlich evakuiert. Irgendwie kein Wunder bei einer Bevölkerungsdichte von einem Einwohner pro Quadratkilometer (zum Vergleich, in Deutschland sind es 232!). Da wir lieber völlig allein in der Natur als einsam in der Stadt verweilen, stoppten wir nur für Benzin und Lebensmittel (und Cappuccino) in der Zivilisation und mischten uns ansonsten lieber unter die vielen Tiere in freier Wildbahn. Die wilden Kängurus, Emus, Wallabys und Karnickel sorgten auch dafür, dass wir bevorzugt bereits bei Dämmerung an unserem Übernachtungsplatz standen. “Kein Fleisch auf dem Grill” beinhaltet schließlich auch den Kühlergrill. Das hohe Risiko, diese Tiere mit Einbruch der Dunkelheit aufzugabeln, zeigte sich an der schier endlosen Anzahl lebloser Tierkörper an den Straßenrändern. Eigentlich verwunderlich wie viele Karnickel hier noch über die Straßen hoppeln. Man würde meinen, die müssten alle dem überall ausgelegten  “1080”-Gift, das zur Bekämpfung eingeschleppter, nicht-heimischer Tierarten verwendet wird, zum Opfer fallen (heimische Spezies sind dagegen immun, da eine ähnliche Substanz von endemischen Pflanzen produziert wird – verrückt!).

Als die ersten britischen Häftlinge vor knapp 200 Jahren zur Kolonie-Entwicklung nach Westaustralien geschickt wurden, hatten sie sicher keine Ahnung, welch landschaftliches Paradies sie da als “Strafe” erwartet. Western Australia vereint all das, was man von Down Under erwartet: Tausende (!) Bilderbuch-Strände, urwaldartige Korallenriffe, schroffe Küstenstreifen, tiefe rot-gefärbte Canyons, endlose weite Steppenlandschaften, urige Wälder, saftige Weinberge… und mittendrin und allgegenwärtig die völlig entspannten Kängurus, Emus, etc.

Wir wurden in unseren drei Wochen mehr als verwöhnt mit herausragenden Erlebnissen. Hier dennoch ein Versuch, unsere Lieblingsmomente festzuhalten:

  • Tägliches Abendessen bei Sonnenuntergang wo auch immer man es gerade schön findet. Western Australia ist wie gemacht für ein unbeschwertes Campervan-Leben in wilder Natur. Man hat das Gefühl, fast allein auf der Welt zu sein, und die öffentlichen sanitären Anlagen sind deluxe!
  • Mit den “glücklichsten Tieren der Welt”, den Quokkas oder auch Kurzschwanzkängurus, auf Rottnest Island um die Wette lächeln. Aber auch für die Erkundung der zahlreichen Traumstrände auf der 22 km langen Rad-Rundstrecke lohnt sich der Besuch. 
  • Frische Frühlingsgefühle, denn zwischen August und November (dem australischen Frühling) blühen bei angenehmen Temperaturen im Outback die beliebten “Wildflowers“, die Wälder sind noch saftig grün, und die Buckelwale wandern mit ihren Neugeborenen entlang der Küste nach Süden (was wären wir ohne unser Fernglas!)
  • Im UNESCO-gelisteten Fremantle-Gefängnis zurück in die Zeit reisen, in der Australien noch ein Strafkolonie war. Die (in Australien generell) sehr unterhaltsamen Guides lassen einen die damaligen Zustände regelrecht spüren.
  • Das nahezu unberührte Ningaloo-Riff erkunden, ob schnorchelnd in Coral Bay oder tauchend um Exmouth. Einzigartig war der zurecht weltberühmte Tauchgang am Navy Pier, für den man erst mit Pässen und Sondergenehmigung auf einem aktiven Marinegelände eincheckt, bevor man sich vom Steg aus zu (ungelogen!) Millionen Meeresbewohnern gesellt (ja, auch Haien). 
  • Auf Felsen-Wellen surfen am Wave Rock.
  • Der weite Weg nach Esperance lohnt sich, sei es für die schneeweißen Strände, die auch die Kängarus für sich entdeckt haben (Lucky Bay!), oder für die unverschämt guten Aussichten entlang des Great Ocean Drives (nicht zu verwechseln mit der Great Ocean Road bei Melbourne).

Der Südwesten von Western Australia lockt mit Weinverkostungen auf hügeligen Weingütern (das Gründstück des ältesten Guts in Margaret River, Vasse Felix, hätten wir am liebsten nicht mehr verlassen), lässt Staunen über malerische Fels-Strand-Gebilde (dem Elephant Rock bei Denmark, “The Gap” bei Albany oder das Natural Spa bei Margaret River) und spendet seltenen Schatten in den enormen Karri- und Tingle-Wälder. Gute Cafés kann diese Region auch. Das zeigt sich ganz besonders am White Elephant Café, das in der Nähe von Margaret River jeden Morgen für Frühstück und Lunch seine Fensterläden direkt am Strand öffnet.

Bewegte Bilder aus unseren 3 Monaten in Australien gibt es in diesem Artikel.

It is a bit like in a sauna when the hot air of almost 100 °C dries out your nose and roasts the surface of your skin with the slightest movement of air – but with the difference that we only walk through a canyon. Here, it is a gift to sweat easily. Everyone else who can’t – like Danie – must rely on the power of hallucination to bring back the bitterly cold temperatures of the previous night… and probably learn the lesson to never again undertake an 8 km hike through a canyon in the Australian outback during lunchtime (especially if the entrance area is signposted with warning signs). The temperature sensation in Western Australia is as surprising and varied as its nature. At the edge of the canyon in the Kalbarri National Park, we were happy to wear our jackets and scarves due to the strong wind. But as soon as we descended into the canyon, the perfect clothing would have been nothing more than an all-encompassing fly net. At the parking lot we were still puzzled about the locals wearing such silly nets around their heads… until the flies crawled in our ears, noses and mouths. But you get used to everything.

You also get used to the feeling of being alone on this planet. On our 6448 km long road trip through Western Australia we rarely saw other vehicles – especially north of the capital Perth – on the endless, straight roads. And the towns along the route, highly advertised in numerous tourist brochures, partly seemed to have been evacuated recently. Maybe not very surprising, given a population density of one inhabitant per square kilometre (for comparison, in Germany there are 232!). Since we prefer to stay alone in the nature rather than feeling lonely in the city, we stopped only for gasoline and food (and cappuccino) in civilization and spend most of our time in nature surrounded by wildlife. The omnipresent kangaroos, emus, wallabies and rabbits also ensured that we preferably parked our camper before dusk for the upcoming night. The high risk of crashing into any of these during the night was visible through the almost endless number of carcasses at the roadsides. Thinking about it, it is actually astonishing that Australia still has an overpopulation of rabbits. Those which survive the cars should actually fall victim to the “1080” poison, which is used everywhere to fight introduced, non-native pest species (native species are immune to it, because a similar substance is produced by endemic plants – pretty amazing, we think).

When the first British convicts were sent to Western Australia for colony development almost 200 years ago, they certainly had no idea how scenic the paradise selected for them as “punishment” was. Western Australia combines everything you would expect from Down Under: thousands (!) of picturesque beaches, jungle-like coral reefs, rugged coastlines, deep red colored canyons, endless bush lands, rustic forests, lush vineyards… and in the thick of it, completely relaxed roos, emus, etc.

During these three weeks, we were more than spoiled with outstanding experiences. Nevertheless, here is an attempt to capture our favourite moments:

  • Daily dinner at sunset wherever we decided it’s beautiful. Western Australia is made for a easy-going campervan life in wild nature. You have the feeling of being almost alone in the world, and the public toilets are deluxe (aka Australian standard)!
  • Smile with the “happiest animals in the world”, the Quokkas or short-tailed Kangaroos, on Rottnest Island. But even without Quokkas it’s worth a visit to explore the dream beaches along the 22 km long cycle route.
  • Fresh spring feelings, since August to November (the Australian spring) is the famous Wildflower season with carpets of flowers, pleasant temperatures in the Outback, juicy green forests, and the humpback whales migrating with their offspring along the coast to the south (we are so fortunate to carry our binoculars with us!).
  • Travel back in time and get a feeling for Australia when it was still a convicts colony during a visit of the UNESCO heritage site of Fremantle Prison. The (in Australia generally) very entertaining guides recreate a vivid feeling for the conditions of that time.
  • Explore the almost untouched Ningaloo reef, either snorkeling in Coral Bay or diving around Exmouth. A surely exceptional experience was the world-famous dive at the Navy Pier: We first checked in with passports and special permissions to enter an active navy area, before we joined irrefutably millions of sea inhabitants (yes, also sharks) around the jetty.
  • Surf on rocky waves at Wave Rock.
  • The long way to Esperance is worth it, not only for the snow-white beaches, which the kangaroos have also started to enjoy (Lucky Bay!), but also for the outrageously good views along the Great Ocean Drive (not to be confused with the Great Ocean Road near Melbourne).
  • The South West of Western Australia has so much to offer! It tempted us with wine tastings on hilly wineries (we wished we never had to leave the oldest estate in Margaret River, Vasse Felix), offers picturesque beaches with rock formations (the Elephant Rock near Denmark, “The Gap” near Albany or the Natural Spa near Margaret River) and provides rare shade in the enormous Karri and Tingle forests. This region also has good cafés. In particular, the White Elephant Café serves amazing food right at the beach.

Moving images of our 3 months in Australia are in this blog post.