Tausendundein Verkehrsmittel | Island Hopping in the Philippines

(For English version see below)

Die Philippinen fordern uns heraus – oder habt ihr schon mal versucht, den Landesnamen fehlerfrei aus dem Kopf zu schreiben? Naja, eigentlich ist es eher die verzwickte Konstellation aus einem Land mit über 7000 Inseln und unserem Bestreben, Flüge zu vermeiden. Wir wurden und werden regelmäßig mitleidig angeguckt, wenn wir sagen, nicht fliegen zu wollen um von A nach B zu kommen. Aber ain’t no Herausforderung schwer enough um unsere Begeisterung für die Philippinen zu trüben. Die ungezählten Stunden auf Fähren und lokalen Banka-Booten, in Tricycles, Minibussen und Jeepneys, eingeklemmt zwischen Gepäck und schwitzenden Sitznachbarn, haben unsere Wertschätzung für den hiesigen öffentlichen Verkehr nur gestärkt. Nicht nur, weil er erstaunlich reibungslos funktioniert, sondern auch, weil er wesentlich dazu beitrug, uns Land und Leute zu zeigen.

Kommen wir zunächst zum Land:

  • Die Spanier haben neben dem Glauben auch ein typisches Flair hinterlassen. Viele Orte erinnerten uns eher an Bilder aus Südamerika; bunte Häuserfassaden und Kirchen in allen erdenklichen Formen, Farben, Größen.
  • Wir haben auch die Spanier, nein vielmehr die christliche Tradition im Verdacht, verantwortlich dafür zu sein, dass hier wieder ordentlich gebechert wird. Hach, ganz wie zu Hause!
  • Untypisch für Asien aber anscheinend typisch “philippinisch” waren die oftmals liebevoll gepflegten Grundstücke inklusive Zäunchen und Topfpflanzen – oft hat eigentlich nur noch der Gartenzwerg gefehlt.
  • Dank des Aufenthalts der US-Amerikaner ist die englische Sprache allgegenwärtig und unsere Verständigung mit den Leuten daher meist ein Kinderspiel.
  • Vermutlich hatten die Amerikaner bei ihrer Ankunft auch einen Basketball im Gepäck, der für Begeisterung sorgte; jedenfalls ist es nie einfacher gewesen, den Nationalsport eines Landes zu identifizieren.
  • Kolonialherren hin oder her; heute sind die Philippinen nicht für ihre Geschichte sondern vor allem für die wunderschöne Natur bekannt.

Von der Schönheit der Landschaft durften wir gerade so viel genießen, um auf den Geschmack zu kommen. Auf strahlenden Sonnenschein mussten wir nämlich erstmals seit einem Jahr mehr als nur gelegentlich verzichten; auf strahlende Gesichter dagegen nie.

Was uns zu den Leuten bringt. Filipinos scheinen miteinander nicht immer nett umzugehen, wenn man die Berichte über Morde an Bürgermeistern, Reisewarnungen für den Süden wegen früherer Entführungen oder ähnliches als Referenz nimmt. So gut wie alle, mit denen wir Kontakt hatten, waren allerdings entwaffnend freundlich, wenn nicht gar der Höhepunkt unserer Aufenthalte. Hinzu kommt, dass etliche unserer Zwischenziele uns mitten ins Leben der Filipinos spülten. Ein gutes Beispiel war die winzige Insel Malapascua, die ohne Umschweife als touristisch bezeichnet werden. Doch noch herrscht friedliche Ko-Existenz, und das Inselleben der Bewohner kennt auch andere Fixpunkte als fremder Leute Konsumwu(ch)t (die Halbwertszeit dieser Aussage ist bestimmt mehr als kurz). Unser lokales Maximum aus der Rubrik “mitten im Leben” fanden wir, ganz ohne Kurvendiskussion, während unserer Zeit auf der Insel Bohol. Maria, Isabello und ihre Töchter sorgten dafür, dass wir unseren Aufenthalt spontan verlängerten; zumal sie mit der beginnenden “Fiesta”, dem jährlichen Erntedankfest, lockten. In unseren gemeinsamen Tagen haben uns die vier völlig verzaubert und in ihren Alltag integriert. Den Feierlichkeiten der Gemeinde verdanken wir es, eine Schul-Miss-Wahl gesehen, die lokale “Schlammbowle” aus Palmwein, Eigelb und Schokolade (Kinutil) gekostet und, vor allem, zu viel gegessen zu haben. Zur Fiesta steht die Tür jedes Hauses offen und jeder, also wirklich jeder, der nicht selber einlädt, ist willkommen, mitzuessen. Um hierfür gerüstet zu sein, schlachtete fast jede Familie selbst ein Schwein. Schlachtungen im Kreise der Familie kennen wir ja bereits aus Nepal, nun haben wir unseren Erfahrungsschatz noch um das Brüllen verängstigter Schweine erweitert. Noch abschreckender als das Schweinesterben waren die zur Feier des Tages stattfindenden Hahnenkämpfe. So ein unzufriedenstellender Anlass, mit Wetten sein Geld zu verlieren! Aber sie sind wohl Teil der authentischen Erfahrung. Diese wurde letztlich mit einer Überraschung abgerundet, als dann noch die Karaokemachine zum Einsatz kam. So konnten wir “zu Hause” erleben, was ohnehin ganz oben auf der Todo-Liste stand, nachdem wir schon tatenlos unzählige Karaoke-Parties links liegengelassen hatten.

Unser Kuriositäten-Kabinett der Philippinen:

  • Ein unglaublich schlechtes Preis-Leistungsverhältnis für SIM-Karten; eine der teuersten Karten bisher ermöglichte uns den Zugang zu dem wohl schlechtesten Mobilfunknetz nach Deutschland.
  • Angebrütete Enten-Eier, Balut genannt. Ganz nach Gusto wählt man seine (An)Brutzeit für das gekochte Ei selbst (zwischen 16 und 24 Tagen).
  • Gewählt wird, wer gut zahlt. Wie uns ein ausgewanderter Österreicher berichtete, versprechen Lokalpolitiker einen kleinen Bonus, wenn man das Kreuz an der richtigen Stelle setzt. Wie da wohl das Wahlgeheimnis aufrechterhalten wird…
  • Die Scorpions laufen auch hier in jeder Playlist.
  • Der gewöhnungsbedürftige und doch häufige Anblick von westlichen Grauhaarigen und einer mindestens halb so alten Filipina als Partnerin. Gemeinsame Kinder nicht ausgeschlossen.

The Philippines are challenging us – or have you ever tried to correctly write the country name by heart? Well, actually it’s more the tricky constellation of a country with more than 7000 islands and our efforts to avoid flights. We regularly receive pitying looks after we mention that we don’t want to use flights for domestic transportation. But ain’t no mountain high enough to tarnish our enthusiasm for the Philippines. The countless hours on ferries and local Banka boats, in tricycles, minibuses and jeepneys, trapped between luggage and sweating neighbours have only strengthened our appreciation for the local public transport. Not only because it worked surprisingly smoothly, but also because it helped us to see the country and its people from close up.

Let us start with the country:

  • In addition to religion, the Spaniards have also left behind a typical flair. Many places reminded us rather of pictures from South America; colorful house facades and churches in all imaginable forms, colors, sizes.
  • We also suspect the Spaniards, or rather the Christian tradition, to be responsible for the fact that here again the boozing is done properly. Hmm, just like at home!
  • The often aesthetically maintained properties with sweet fences and potted plants are pretty untypical for Asia but apparently typical “Filipino” – only the garden gnome was missing.
  • Thanks to the stay of the US-Americans, the English language is now omnipresent, making our travels fairly easy.
  • The Americans probably brought a basketball with them, causing a lot of excitement; at least it has never been easier to identify the national sport.
  • Colonial masters or not; today, the Philippines are not known for their history but for their beautiful nature.

And how about the people? Filipinos don’t always seem to treat each other nicely considering the reports about murders of mayors, travel warnings for the south due to earlier kidnappings etc. Almost everyone we met in this country, however, was disarmingly friendly and honest. In addition, many of our stopovers flushed us right into the life of the Filipinos. A good example was the tiny touristy island of Malapascua. And despite the many divers visiting the island, there is still a peaceful co-existence of touristic and local life (the half-life of this statement is certainly more than short). We found our hidden gem from the like-the-locals category during our time on the island of Bohol. Maria, Isabello and their daughters made us feel so comfortable… we simply had to extended our stay. Especially since they lured with the beginning “Fiesta”, an annual local Thanksgiving-like celebration. During our stay at their place the four of them completely enchanted us and integrated us into their everyday life. Thanks to the celebrations of the community we have seen a local miss election, we have tasted the local mudslide drink made of palm wine, egg yolk and chocolate (Kinutil) and, above all, we have eaten too much of traditional Filipino delights. During fiesta, every house is open to everyone to join in a meal. In order to be prepared for this, almost every family slaughtered a pig itself. We already know cultural slaughtering of goats and buffaloes from Nepal, and now we have extended our wealth of experience by the disturbing roar of frightened pigs. But the public cock fights in the local cock fight arenas were even worse. Such an unsatisfactory reason to lose your money with betting!

But, we guess, things like this are simply part of the authentic experience. Eventually, our stay and the local experience was rounded off when the karaoke machine was turned on, so that we could sing “at home”. Anyway, singing was on the top of the to-do list, after we had left out countless karaoke parties elsewhere in the country.

Our cabinet of curiosities of the Philippines:

  • An incredibly bad price-performance ratio for SIM cards; one of the most expensive mobile data packages so far gave us access to the probably worst mobile network after Germany’s.
  • Balut, a developing duck embryo that is boiled. You can choose your own incubation time for the boiled egg (between 16 and 24 days).
  • The vote gets who pays well. As an emigrated Austrian told us, local politicians promise a small bonus if you put the cross in the right place. How the secret of the ballot will be kept…
  • The Scorpions are also an all-time favorite in Filipino playlists.
  • The frequent sight of western grey hairs and a much younger Filipina… common children not excluded.